Spielgeld an der Börse

Veröffentlicht am 6. Oktober 2022 um 15:01

Neulich las ich bei Dividente in der Instagram Story wie jemand um die 850€ in den Sand gesetzt hat. Es war für den Follower wohl “Spielgeld”, jetzt im Nachhinein tat es ihm aber trotzdem weh. Patrick sagte in der selben Story, dass er findet es sei viel Geld, da die Höhe etwa einer Monatsmiete entspricht und das empfinde ich ebenso. Wieso machen Leute das und mach ich sowas auch?

Dazu heute mehr in diesem Blogartikel.


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Nur Spielgeld

Ich höre auch immer wieder, auch im Bekanntenkreis, es wäre Spielgeld, womit da gehandelt wird oder was in den Sand gesetzt wurde. Das kommt bei den meisten Leuten aber auf den Zeitpunkt an: Lief es gut, war es Vermögensaufbau oder sie sind einfach Anlage-Genies die sich durch raffiniertes Denken zu dieser Investition entschieden haben (wahrscheinlich 5 minütiges Denken, 2 Minuten Google Headlines Research). Aber: Lief es schlecht, war es “Spielgeld”. Und mein Gedankengang hier heute, hat nichts damit zu tun, dass die Summen die ich im Monat zum Investieren übrig habe nicht 900€ sind oder mein Depot nicht so groß ist, sondern mit meiner Risikobereitschaft und meinem Ziel des Vermögensaufbaus. Ich habe auch mein Lehrgeld gezahlt, mit dem Unterschied, dass ich daraus auch gelernt habe. Dazu bin ich aber auch erst nach viel Nachdenken gekommen. Die Leute sehen die eventuelle Rendite, beachten aber nicht das Risiko des Ausfalls. Alles hat seinen Preis, wer in kurzer Zeit hohe Rendite möchte, muss zumeist auch ein sehr hohes Risiko eingehen, dass es nicht klappt und potenzielle Verluste akzeptieren. Vor 4 Jahren hätte ich es vielleicht ähnlich gemacht. Dennoch gestehe ich, dass ich auch gerne solche Summen zum Investieren über hätte, ich würde es aber sicher heute anders anlegen, damit ich davon auch später was habe.

Die Tatsache, dass man das Risiko ausgeblendet oder sich im besten Fall vielleicht sogar doch bewusst war und das Geld dennoch wohl wissend dieses Risikos in komplettem Eigenverschulden versenkt hat und nun damit rechtfertigt, dass das nicht schlimm war, weil es ja nur Spielgeld war, ist für mich ein völlig irrationaler und nicht nachvollziehbarer Ansatz. Das ist eine Ausrede für sich selbst, um sich sein eigenes Fehlverhalten irgendwie schön zu reden. 

Eine daraus resultierende Frage ...

ist auch, wieso tun diese Verluste dann trotzdem weh?

Weil Verlust immer weh tut. Das ist beim Verlust der Hoffnung auf Gewinn nicht anders.. Vor allem wenn man sich das Ergebnis eigentlich doch anders vorgestellt hatte. Risiko ist die Höhe der Chance, dass das tatsächliche Ergebnis anders ausfällt, als das Erwartete. Solche Leute investieren für mein Verständnis nicht, sie setzen ihren Einsatz und hoffen. Und genau das ist auch ein Knackpunkt, diese Leute hoffen. Hoffen ist keine Strategie, Hoffen ist Glaube. Der Glaube daran, dass sich alles fügt und gut ausgeht. Und wenn du dir denkst, was kann schon schief gehen, bist du ein Idiot - sorry, dass sich das so sage, aber dann solltest du wirklich bei den Grundlagen anfangen und lernen dir verschiedene Szenarien auszudenken und dich darauf vorbereiten. Das erfordert Mühe, Zeit und auch Lust darüber nachzudenken. Wenn du spielen willst, geh ins Casino. Wenn du das nicht möchtest, bleib bei ETFs, sofern du sinnvoll Geld anlegen und nicht verbrennen möchtest. Sei dir dem Risiko bewusst, dass es anders laufen kann, als du es dir vorgestellt hast. Auch das Unmögliche, kann bei deinem ausgewähltem Unternehmen passieren. Denke an Fälle wie Wirecard, Lehmann Brother. Oder Skandale wie den Dieselskandal und auch die Deutsche Bank und ihre diversen Skandale.

Das neue Mammut

Ich denke in jedem von uns steckt ein Spieler, jemand der den Nervenkitzel sucht. Bei einigen mehr bei anderen weniger. Wenn man jünger ist, ist das besonders bei Männern noch ausgeprägter. Die Risikobereitschaft ist einfach höher. Ein Yolotrade, das neue Mammut so zu sagen. Wirst du älter wirst du (hoffentlich) ruhiger und bedachter und wirfst keinen einzelnen Speer auf das größte Mammut weit und breit. Dir reichen dann auch zwei kleine Mammuts, für die der Sperr reicht. Wo wir wieder dabei sind, dass Frauen dann meist die besseren Anlegertypen sind, weil sie eben meist nicht so risikofreudig ihre Depots aufstellen.

Piss ich dem Mammut ans Bein, brauch ich mich nicht wundern, wenn es mich umschubst oder gar zertrampelt. 

Wieso machen das Anleger dann

Ganz einfach: Gier. 
Jeder will möglichst schnell Rendite. Aber so geht es nicht. Meistens nicht. Einige haben mehr Glück als Verstand, das streite ich nicht ab. Aber dann kann man in meinen Augen auch Lotto spielen. Allergisch werde ich dann wirklich, wenn so eine Lucky Hand dann so tut, als hätte er das Börsenwissen mit einem Trichter eingenommen. Dabei hat er einfach ein massives Risiko in Kauf genommen und Glück gehabt. Etwas Glück gehört an der Börse sicher auch dazu, das möchte ich nicht abstreiten. Ich denke aber, um so vernünftiger man es macht, desto weniger braucht es davon. Und ein paar andere Eigenschaften, sollte man auch erlernen. 

Geduld, Ruhe, Beherrschung

Das sind wichtige Eigenschaften, manche Börsianer erlernen sie nie.

Aber ich habe selber auch an mir festgestellt, je mehr ich mich in diesen Bereichen verbessere, um so besser und rationaler sind die Entscheidungen. Und wenn man dabei möglichst wenig Fehler macht, wird das die Punkte im Depot bringen. Man muss nicht bei jeden Hype mitmachen und mitspielen. Chancen und gute Preise, wird es auch wieder geben, wenn man genug Geduld hat. Fomo, kostet dich Perfomanace. "Jetzt nochmal auf Gamestop aufspringen, die hat heute 20% gemacht". Das kann man machen, aber was denkst du ist wahrscheinlicher? Das eine Aktie die innerhalb eines Tages solche Sprünge macht, das wiederholt und weiter steil geht? Oder das bereits hochgestapelte Kartenhaus einbricht? Klar KANN das auch noch 102% weiter nach oben gehen, aber wie wahrscheinlich ist dieses Szenario? Mal ehrlich.

Wie gesagt, ich bin nicht frei von Sünde. Ich versuche aber, sowas zu vermeiden. Es gibt kein Spielgeld mehr bei mir. Ich möchte nicht 3% meines Depots in den Sand setzen, was dann wiederum meine anderen Käufe wieder reinholen müssten. Ich verspiele hier dann potenziell 3% meiner jährlichen Performance. 

Was ich dir heute mitgeben möchte

Sei dir also dem Risiko deiner Entscheidungen bewusst.  
Spiel nicht. Investiere. Habe Geduld, bleib ruhig und lerne deine Emotionen zu beherrschen. Man muss nicht jeden Hype nachjagen. Bis du davon Wind bekommst, ist die Blase meist schon recht groß und platzt vermutlich bald. 


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