Was steckt hinter den ESG Kriterien?

Veröffentlicht am 4. Februar 2023 um 20:20

Investieren für eine bessere Zukunft? Warum ESG-Kriterien für Anleger ein Vorteil sein können, aber nicht müssen.

ESG-Kriterien (Umwelt, Soziale Verantwortung, Unternehmensführung) sind in den letzten Jahren für Anleger immer mehr in den Fokus gerückt. Aber sind die so ausgewählten Unternehmen immer ethisch vertretbar? Sind alle mit dem "ESG Siegel" auch "grün"? Ist ESG ein Trend, der sich auch immer häufiger bei ETFs (Exchange Traded Funds) zeigt, da diese öfter danach ausgewählt werden, ob sie an ESG-Kriterien angepasst worden sind? Diesen Fragen möchte ich im heutigen Artikel auf den Grund gehen, also viel Spaß beim Lesen. 


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Die Idee hinter ESG

ESG steht für Environmental, Social and Governance. Also für Umwelt, Soziale Verantwortung und Unternehmensführung. Die Idee hinter diesen Kriterien ist nicht unbedingt einen moralischen Kompass zu haben oder eine Art grünes Siegel, auch wenn es häufig so vermarktet wird. In erster Linie geht es mal wieder ums liebe Geld. Demnach ist die Idee hinter dem Begriff ESG, dass Unternehmen, die in diesen drei Bereichen stark performen, auch in finanzieller Hinsicht erfolgreicher sind. Es ist also eine Art Screening. Das trägt aber natürlich auch dazu bei, Risiken in Bezug auf Umwelt und Soziales zu reduzieren und Unternehmen, die eine positive Wirkung auf die Gesellschaft und die Umwelt haben, hier zu unterstützen.

Wonach wird bewertet? 

Die ESG-Kategorisierung beinhaltet die Bewertung der Leistung eines Unternehmens in Bereichen, die mit Umwelt, Sozialem und Unternehmensführung zusammenhängen. Allerdings werden können die Kriterien und Methoden für die ESG-Bewertung je nach Rating-Agentur oder des Investmentprodukt, wie bspw. ETFs variieren. Einige gemeinsame Bereiche der Bewertung sind aber immer die Gleichen:

  1. Umwelt
    Hier wird bewertet, wie das Unternehmen seine Umweltauswirkungen minimiert und nachhaltige Praktiken umsetzt.
  2. Soziales
    Hier wird untersucht, wie das Unternehmen soziale Verantwortung wahrnimmt, wie es Mitarbeiter behandelt und wie es in seiner Branche und Gemeinschaft engagiert ist. 

  3. Unternehmensführung
    Hier werden die interne Überwachung und Regulierung des Unternehmens, die Compliance mit Gesetzen und Regulierungen sowie die Führungspraktiken bewertet.

 

Natürlich gilt auch hier die Frage, von welchen Quellen die Daten die hier einfließen sollen bezogen werden und daher wird nochmal etwas differenziert, von wo die Daten kommen. Aber das kann, wie bereits weiter oben geschrieben, von Rating-Agentur zu Rating-Agentur variieren. Es wird nach folgenden Quellen differenziert: 

  1. Primäre Bewertungen
    Daten direkt von den Unternehmen oder aus öffentlichen Quellen gesammelt. Die Daten können über Umfragen, Fragebögen, Interviews oder andere Methoden erhoben werden.

  2. Sekundäre Bewertungen
    bereits vorhandene Daten aus Quellen wie Nachhaltigkeitsberichten, Finanzdaten oder Regulierungsdaten verwendet.

  3. Expertenbewertungen
    Meinungen und Urteile von Experten aus verschiedenen Bereichen, wie Umweltwissenschaft, Sozialwissenschaft und Unternehmensführung berücksichtigt.

Wie kann Shell ein positives ESG Rating haben? 

Es ist möglich, dass ein Unternehmen wie Shell oder andere nicht besonders positiv wahrgenommene Unternehmen, trotzdem ein gutes ESG-Ranking erhalten, weil sie eine starke Leistung in anderen Bereichen aufweisen, die in den ESG-Kriterien bewertet werden. Zum Beispiel kann ein Unternehmen wie Shell eine starke Leistung im Bereich Unternehmensführung und Finanzen aufweisen, während es in Bezug auf Umwelt- und Sozialthemen evtl. deutlich verbesserungswürdig ist. ESG-Rankings sind nicht vollständig objektiv, sie werden durch unterschiedliche Methoden und Datenquellen erstellt, um Unternehmen zu bewerten. Das schließt natürlich nicht aus, dass Unternehmen ihre ESG-Berichterstattung schlichtweg "schönigen" um sie zu verbessern, um ein besseres ESG-Ranking zu bekommen, aber in Wahrheit keine positive Veränderungen in ihren Praktiken umzusetzen. Außerdem wird es auch immer etwas darauf ankommen, wer das Unternehmen bewertet. 

Dann ist ESG Greenwashing? 

Das würde ich so nicht sagen. Es wird in meinen Augen oft als "Nachhaltigkeitsmerkmal" vermarktet, aber ich finde es ist lediglich ein Indiz, dass das Unternehmen in gewissen Bereichen der erwähnten Kriterien ganz gute Arbeit leistet. Ob man die Arbeit bzw. die Leistung nun selbst gut findet, muss bei seinem Research dann jeder für sich selbst rausfinden. Aber ein positives ESG-Rating, deutet vllt schon mal daraufhin, dass dort nicht alles falsch läuft. Die Analyse ob man ein Unternehmen nun kauft oder nicht, mache ich nie von einem Merkmal und somit auch nicht nur vom "ESG-Ritterschlag" abhängig. Das wäre genauso fahrlässig wie nach reiner Dividendenrendite oder KGVs zu kaufen, worauf ich auch im Artikel High Dividend Stocks eingegangen bin. Ein ESG-Daumen-hoch heißt also nicht unbedingt, dass ein Unternehmen moralisch einwandfrei arbeitet oder besonders nachhaltig ist. Da das die Masse der Anleger ziemlich schnell verstanden hatte, wurde der Ton nach einem vernünftigeren Merkmal für die Nachhaltigkeit laut. Dasselbe gilt auch für ETFs die nach ESG gescreent wurden. So kam der Wunsch nach mehr Transparenz auf was im März 2021 mit der SFDR (Sustainable Finance Disclosure Regulation) dann auch gesetzlich umgesetzt wurde. 

Was ist SFDR? 

Die SFDR Klassifizierung ist eine EU-weite Regulierung für Finanzdienstleister, die das ganze ESG-Thema transparenter machen und die Integrität in Bezug auf nachhaltige Investitionen fördern soll. Das Ziel ist es, dass Unternehmen ihre ESG-Praktiken und -Ziele transparent und verständlich für Anleger kommunizieren sollen und auch müssen. Das beinhaltet beispielsweise die Offenlegung von Informationen über die ESG-Kriterien, die bei der Auswahl von Unternehmen oder Vermögenswerten für den ETF berücksichtigt werden. Auch die oben genannten, teils variierenden Methoden, mit denen sie ihre ESG-Überwachung und -Berichterstattung durchführen, müssen offengelegt werden Auch danach werden ETFs nun kategorisiert und müssen Auskunft über ihre Kategorisierung erteilen können. Auf der iShares-Seite von Blackrock findet man dazu folgendes: 

"SFDR - Klassifizierungen im Zusammenhang mit der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR), die am 10. März 2021 von der Europäischen Union eingeführt wurde

  • Artikel 8: Produkte, die ökologische oder soziale Merkmale und Verfahren der guten Unternehmensführung fördern.
  • Artikel 9: Produkte, die nachhaltige Anlagen zum Ziel haben und Verfahren der guten Unternehmensführung entsprechen.
  • Andere: Produkte, die die Kriterien für die Einstufung als Artikel 8 oder 9 nicht erfüllen.
  • -: Nicht im Geltungsbereich der SFDR-Klassifizierung."

 

Nun kann man einen MSCI World Index mit seinen ca. 1600 Positionen aber nur schwer abbilden, wenn man alle Unternehmen dem Screening unterwirft. So gibt es als Alternative den MSCI World Socially Responsible Index (SRI). Dieser ETF basiert auf dem Klassiker der ETFs ist aber stark ausgedünnt. 

Was ist denn das nu wieder?!

Dieser recht neue Index (und wahrscheinlich lediglich für diesen Zweck des ETFs-Erstellens erfundene Index) bündelt aus 23 Industrieländern rund 400 Unternehmen, die das höchste ESG-Ranking aufweisen. (Quelle: ishares/Blackrock). SRI steht hierbei für Socially Responsible Index. Der ETF iShares MSCI World SRI UCITS ETF, (EUR / thesaurierend) ist zum Beispiel mit dem SFDR ARTIKEL 8 angegeben. 

Was bringt ESG nun? 

Das kommt darauf an, wie man es versteht und wie man es nutzt. Die letzten Umfragen bei mir auf Instagram haben sehr deutlich gezeigt, dass die meisten Leute nicht bereit sind, Rendite einzubüßen um im Gegenzug in nachhaltigere Unternehmen ihr Geld zu investieren. Ich persönlich finde, das Thema Nachhaltigkeit, fängt auch bei einem selber an. Darüber könnte man sicher noch stundenlang philosophieren und schreiben, aber kurz gesagt, kann ich es nicht von den Firmen verlangen, wenn ich als Verbraucher es nicht selber lebe und aus diesem Grund auch fordere. Eine Industrie, entsteht immer dort, wo eine große Nachfrage der Verbraucher ist. Sie optimiert die Prozesse um große Mengen, günstig zu produzieren und dann auch dem Verbraucher vergleichsweise günstig anzubieten. Die Verbraucher haben es in der Hand. Wenn die Verbraucher grüne Unternehmen wollen, vor allem im Konsumbereich, werden Firmen das erfüllen MÜSSEN, weil es sie sonst nicht mehr lange geben wird. Unternehmen, die heute schon wirklich gute ESG Punkte haben, werden hier potenziell weniger Ausfälle haben und sind für Zukunft, zumindest für mein Verständnis, auch besser gerüstet. Das ESG sollte eher mit in die Gesamtbewertung der Unternehmens-, Aktien- oder ETF-Analyse einfließen, ist aber kein Merkmal für Hopp oder Top einer Entscheidung.


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