Follower-Frage: Depot-Aufbau

Veröffentlicht am 10. Mai 2022 um 15:00

Ich habe 4k übrig und eine Idee

Mir schrieb ein Follower folgendes: "Grüß dich 🤗  Ich wollte dich mal fragen was du davon hältst? Ich habe 4000€ zur Verfügung durch Verkäufe , Arbeit , sparen etc.. Ich bin Student und 23 Jahre alt und spare monatlich 250€ in ETF (ACWI 50% , small caps 25% , digital security 25%). Das werde ich auch weiterhin so fortführen und wenn es dann irgendwann möglich ist weiter erhöhen.

Diese oben genannten 4000€ will ich nun zu 100% investieren.
Hierbei liegt mein Fokus klar darauf mir ein Dividenden Depot neben meinen ETFs aufzubauen. Mein Ziel ist es mir langfristig ein zweites Standbein durch Dividenden aufzubauen 😍 Ich würde mich sehr freuen wenn du mal einen Blick drauf werfen würdest und mir sagen könntest was du von dieser Verteilung hältst? Vielen Dank im Voraus :)"

Seine Liste sah wie folgt aus: 

Klar schau ich mir das an!


Risikohinweis: Keine Anlageberatung! (nach §64 und §85 WpHG) Beachte die Disclaimer/Haftungsausschluss  in meinem Impressum
Alle verfassten Texte, Recherchen, Aussagen, Prognosen, Gedanken und Rückschlüsse spiegeln meine persönliche Meinung wieder und wurden im privaten Rahmen recherchiert. Es kann zu Fehlern meinerseits kommen, daher dient hier nichts als Ratschlag, Beratung oder ähnlichem. Es sind meine persönlichen Gedanken & Entscheidungen die ich hier teile. Ich rate dringend davon ab meinen Handlungen zu folgen oder diese nachzumachen. Die Konsequenzen, sowie die Haftung für deine Entscheidungen trägst alleine du. 


Der Ist-Stand

Er hat also bisher folgendes ETF Depot aufgebaut, das besteht aus:
50%     ACWI (All Country World-Index)
25%      Small Caps (World)
25%     Cyber Sec (Branchen ETF)

Darin investierst er weiterhin 250€/mtl, was einfach richtig krass ist für einen 23 jährigen Studenten.  Mit 23 Jahren hatte ich ganz andere Sachen im Kopf.  Dann hat er gerade 4k übrig und möchte diese  möglichst ertragsorientiert in Dividendenaktien investieren, was ich prinzipiell eine gute Idee finde. Und das Ganze mit weiteren 250€ jeden Monat füttern. Auch richtig stark. 

Meine Strategie und Herangehen

Anhand seines Plans und der Anfrage an mich, wusste ich nicht ob er mir vielleicht noch nicht so lange folgt und mein Vorgehen daher noch nicht gut kennt, ebenso geht es vielleicht auch neuen Lesern, wieso ich hier nochmal kurz meinen Investmentansatz und meine Strategie kurz erkläre: Ich mag Dividendentitel. Ich kaufe aber NIE stets und ständig und weil ich gerade Geld rumliegen habe. Cash ist eine essentielle Position in meinem Depot und sinkt nur in den seltensten Fällen unter 10% des Depotwerts. Habe ich also als Beispiel ein 5.000 (5k) Depot, habe ich immer MINDESTENS 500€ an Cash dort geparkt, tatsächlich eher deutlich mehr. Ohne Cash bin ich unflexibel. Das hängt damit zusammen, dass ich versuche Aktien unterbewertet und günstig, damit meine ich in für mich günstigen, antizyklischen Marktphasen zu kaufen. Das geht nur wenn ich dann zu dieser Zeit auch das zum Kauf benötigte Geld habe. In für mich hohen Marktphasen, verkaufe ich Werte auch oder sichere sie zumindest mit Stops ab. In der Zwischenzeit dieser beiden Extreme, mach ich meist nichts sondern meine Sparraten landen im Verrechnungskonto bei Traderepublic bis sie X% haben und die nächsten Sparraten gehen zu Bondora wo sie wenigstens noch ein paar Zinsen verdienen können, solange ich das Geld nicht benötige um Aktien zu kaufen. 

Nun zu seinem Anliegen

Direkt die 4k in den Markt buttern würde ich nicht, nur um hier dann passiv Dividenden zu erzwingen. Dazu kommt die Auswahl und Anzahl der Unternehmen. Die Auswahl ist nicht schlecht, so mein ich das nicht. Aber befassen wir uns mit dem Gedanken, wenn es nicht so läuft wie man es sich vorstellt. Hier würde man Unternehmen kaufen und morgen geht's tiefer und übermorgen auch nochmal, das zieht sich dann, weil die Unternehmen eventuell in einem sehr hohen Marktzyklus gekauft wurden und nun fallen. Geld steht nicht mehr zur Verfügung für "Buy the Dip" und zu allem übel werden die Dividenden ausgesetzt etc. Wäre das in Ordnung? Auch den Worst-Case muss man leider mit bedenken. Das Eintreten dessen, kann man meines Erachtens mit einem günstigeren Risiko-Chancen-Verhältnis minimieren. 

Die Verteilung der Branchen/Länder finde ich für schmale 5 Titel wirklich gut durchdacht. Doch hier sind meines Erachtens zwei Mal Rohstoffe vertreten. Ich denke man fährt besser mit jeweils 2-3 Vertreter aus den Branchen, dadurch hat man eventuell nicht direkt die 45€  Dividende wie bei E.On, aber mehr Streuung und damit auch mehr Sicherheit. Andere Sache, Rio Tinto ist eine super Beispiel dafür, dass Rohstoffe und die Unternehmen die damit viel zu tun haben auch gewissen Zyklen haben. Besonders Rio Tinto ist die letzte Zeit gut gelaufen, sehr gut um genau zu sein und das kann so weiter gehen - ABER dieser Wert wird u.a. deswegen gerade auch hochgekauft, weil Sonderdivivdenden ausgeschüttet werdenund die Rohstoffpreise enorm hoch sind. Und da wären wir wieder beim teuer Kaufen, ich kaufe keine Unternehmen die gerade alle haben wollen. Die von denen man über all liest, weil sie gut, gar überragend laufen, solche Werte stehen für mich meist Hoch. Alles Gute ist hier bereits eingepreist, was soll da noch kommen? Endet das und die Rohstoffpreise normalisieren sich wieder, wird auch Rio Tinto in einen anderen Zyklus verfallen und dann wird die teuer gekaufte Position ins Minus laufen. Das ist etwas das ich mit der Dividenden Alarm Strategie von Alex Fischer versuche zu vermeiden. Alex hat vor einiger Zeit einen tollen Artikel zum Thema Rio Tinto gepostet. Zudem schrieb er mal in unserer Gruppe zum Thema Rohstoffe:

"[...] Mögliche Entwicklung der Edelmetall Strategie Goldpreis in Euro

https://reich-mit-plan.de/2018/04/goldpreis-in-euro-strategie-moegliche-entwicklung/

Thematik: Wann erhöht man seinen Rohstoffanteil im Depot und wann reduziert man ihn. 

Im verlinkten Artikel werden die beiden Zyklen beschrieben: Edelmetall Phase & Aktien Phase

Aktuell befinden wir uns auf dem Weg hin zur Aktien Phase.  "Mit dieser Phase bezeichne ich die Entwicklung hin zum völligen Abbau der Edelmetall- und Rohstoffpositionen und dem Aufbau von qualitativen Aktienpositionen. In diesem Szenario bekommen wir für den DAX-Punktestand 2 Unzen Gold in Euro oder sogar weniger." Im Blog-Absatz der Aktien Phase habe ich damals simuliert, wie sich DAX, Goldpreis und EUR verändern müssen, damit wir in unserem Ziel-Szenario ankommen. Diesen Absatz habe ich folgend aktualisiert und aktuelle Zahlen sowie die möglichen Veränderungen skizziert.  Es ist daher empfehlenswert, zuerst den Artikel zu lesen und dann erst den folgenden Absatz.   Auch ich weiß nicht, wohin der Markt sowie die Entwicklungen der einzelnen Assets gehen. Aktuell stehen wir beiden den Unzen Gold in Euro bei 7,56 und bewegen uns in den letzten 12 Monaten kontinuierlich weiter nach unten. Im Livestream haben wir besprochen, welche Möglichkeiten es noch gibt, sinnvoll im Rohstoffsektor Fuß zu fassen. Grundsätzlich sollte man Haussephasen nicht hinterherlaufen und auch Abseits bei den Werten schauen die durch die Thematik besonders leiden und diese Werte als Chance zu sehen, die sich erst zu einem späteren Zeitpunkt auszahlen wird. [...]"

Es ist also nicht verkehrt das Thema Rohstoffe im Depot mit abzudecken, man sollte hier jedoch auf den Zeitpunkt oder besser gesagt den Rohstoffzyklus abwarten, der preislich deutlich günstiger ist, um sich dann in diesem Bereich gut aufzustellen. 

Mir wäre bei dem Ganzen Thema Streuung und zum guten Preis kaufen wichtiger als Ausschüttung und bei meinem Ansatz ist mir auch die Kombination aus Dividenden UND Kurswachstum wichtig, eben damit ich Vermögen aufbaue. Da sind dann 150€ Ausschüttungen super und das Sahne-Häubchen. Genau dieser Mix, bringt mir bei Verkäufen und Zeit bis dahin Geld UND Rendite, wovon ich mir nach den Verkäufen zu gegebener Zeit auch wieder mehr Dividende kaufen kann - so beginnt das Spiel von vorn. Deshalb ist die Dividenden-Alarm Strategie auch mein Ansatz geworden und deshalb würde ich das mit den 4k eher gut überlegt investieren statt sie jetzt in den Markt zu knallen, nur weil sie gerade da sind. Ich weiß aus eigener Erfahrung, das es schwierig ist das Geld dann nicht für was anderes auszugeben. Das ging mir auch so  und manchmal geht es mir noch immer so, aber Disziplin und Geduld sind absolut essentielle Eigenschaften in denen ich mich auch immer wieder üben muss. Ich bin kein Chartanalyst, aber auch mit etwas Übung erkennt man gewisse Widerstände in einem Chart und häufig wird es so kommen, das diese Preise auch wieder angefahren werden. Ein Kurs sucht immer seine Mitte und ich kaufe meist nur darunter. Von der besagten Mitte sind wir zum Beispiel bei E.On gerade etwas entfernt. (21.03.2022)

Alternative: ETFs? 

Manchmal ist die einfachere Lösung die bessere.
Man könnte in dem Fall des Followers ja auch die bereits besparten ETFs auf ausschüttende Varianten umschichten ODER einen guten ausschüttenden ETF suchen. Denn eins muss hier unbedingt klar sein, mit 5 Titeln in einem Einzel-Aktien-Depot, ist es nicht getan und so ein Depot macht Arbeit, selbst mit nur 5 Titeln. Das fängt bei der Auswahl an, was jeder weiß der sich da mal vernünftig und mit viel Augenmerk auf Streuung, Rendite, Sicherheit und Dividende gemerkt hat beim Erstellen  Liste geeigneter Unternehmen. Das geht weiter zum Risikomanagement (Ordergrößen, Gewichtung, Stopp Loss usw.) bis hin zu Einstiegs und Ausstiegsszenarien UND auch gewisse Regeln für diese. Zudem muss man immer etwas auf dem Laufenden sein und auch ein Gefühl dafür haben, wann es auch mal Zeit ist den Sack zu zumachen und die Gewinne mit nach Hause zu nehmen. 

Oder Aktien-Sparpläne auf Einzelaktien? 

Klar kann man auch einfach Sparpläne auf die Titel machen und los, aber auch das widerstrebt zumindest meinem Ansatz völlig. Das funktioniert vllt bei ETFs wenn man den Durchschnitt haben möchte, das Ziel einer Einzeltitelstrategie ist aber in meinen Augen besser zu sein als der Markt und das geht nur wenn man was anders macht als die Masse der Teilnehmer, die den Kurse eher hinterherlaufen und meist stets Aktien kaufen, wo bereits viel mit eingepreist wurde, ist kein Ansatz der für mich vielversprechend klingt. Außerdem halte ich vom Cost-Average nicht viel, wie aktive Leser bereits wissen. 

Und nun? ETFs oder einzelne Aktien? 

Ich mache beides, wir haben unsere ETFs fürs Gemeinschaftsdepot bei Scalable und meine Einzeltitel bei Traderepublic. Ich wollte das irgendwann sauber getrennt haben, fand das besser für meine eigene Übersicht. 

Lob und Anerkennung

Ansonsten find ich das gut, dass sich jemand in dem Alter Gedanken macht. Feier ich total!  Ich würde es halt einfach nur ein bisschen anders machen, aber meine Strategie verfolgt auch einen anderen Ansatz und nur weil es für mich funktioniert, muss es nicht für jeden anderen funktionieren. Jeder muss sich mit seiner Strategie wohlfühlen. Unbedingt dran bleiben und nicht verzweifeln wenn es auch mal nicht so gut läuft. Optimiert Euch selbst in schweren Zeiten, deckt die Schwächen Eures Depots am Besten vorher auf und stellt Euch gut auf

Das war's für heute.


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