Wieso ich Sparpläne auf Einzelaktien nicht mag

Veröffentlicht am 19. November 2022 um 00:06

Sparplan gut, alles gut - weil dann nutzt du doch den Cost Average Effekt. Ja.

Den finde ich aber, wie bereits häufig erwähnt, sehr trügerisch. Rechnerisch gemittelt, sieht natürlich besser aus, rechnet sich auch leichter, außerdem kann man so immer weiter verbilligen und kauft statistisch näher an der Mitte - in der Theorie. Das macht aber aus einigen Gesichtspunkten nicht viel Sinn und könnte dein ganzes Depot in Schieflage bringen. Die teuerste Position, verdient nun mal leider erst dann Geld, wenn der Kurs wieder darüber steht. Besonders bei Einzelaktien finde ich Sparpläne so eine Sache. Ich habe das anfangs auch probiert, mich dann aber dagegen entschieden. Wieso, weshalb, warum - das erfährst du hier im Blogartikel.


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ist ein Sparplan nicht gut? 

Für mich machen Sparpläne auf Einzelaktien nur aus einem Gesichtspunkten Sinn:
Wenn man sich nicht mit den preislichen, sowie emotionalen Auf und Abs an der Börse beschäftigt und diese emotionale Komponente, die vielleicht zu irrationalen Entscheidungen führt, ausklammern möchte. 

Aber selbst da sehe ich ein paar Probleme. Wie bereits in einem der letzten Blogartikel beschrieben (Aktiv oder passiv investieren) finde ich Sparpläne nur bei ETFs sinnvoll. Aber auch hier kann es durchaus Sinn machen, eine Cash-Position in der Rückhand zu haben. Was ich genau damit meine, erfährst du im Portfolio-Blog zu unserem Gemeinschaftsdepot. Heute soll es aber um Sparpläne für Einzelaktien gehen. Dazu beobachten wir drei fiktive Werte in einem Zeitraum von 10 Jahren.

Armageddon Performance

Eine sehr schnell wachsende Aktie. Das Unternehmen bietet allerhand Auto- und Flugzeugteile und beliefert gängige, große Namen in den Branchen mit ihren Teilen. Angefangen für den Heimbedarf der lokalen Tuner-Szene ist es nun ein starkes Unternehmen, das auch in anderen Branchen wächst und die Anleger mit den Ergebnissen begeistert. 

BoomerBee

Ein langweiliger, ruhig laufender und defensiver Wert. Das Unternehmen ist der Hauptlieferant für alle Firmen, die etwas mit Honig oder sonstigen Süßungsmitteln zu tun haben. Sie zahlen eine Dividendenrendite von derzeit 2%, welche sich jedes Jahr um 0,2% steigert. 

Camelot-Industry

Ein Immobilienunternehmen, das mit einer Ausschüttung von 7% lockt, aber der Kurs eher mäßig verläuft. Ein etwas launischer Liebling bei Einkommensinvestoren. Sie restaurieren Burgen und vermieten diese, bis die Investition bezahlt ist, danach wird die Burg an zahlende Möchtegern-Könige und Königinnen verkauft. 

Der Aktive und der Passive 

Wir haben wieder die beiden Anleger Aktiv-Anton und Sparplan-Stefan. 

Sparplan Stefan, möchte nur seinen Sparplan anlegen und dann diese drei Unternehmen besparen. AktivAnton trifft natürlich auch hier nie die Tiefs, kauft aber eher, wenn er den Eindruck hat der Wer steht tief und das wird von einem schwachen Gesamtmarkt bestätigt.  Beide investieren über die Zeit die gleiche Summe an Geld in die drei fiktiven Aktienunternehmen. 

Wer schneidet besser ab? 

Armageddon Performance 

Boomer Bee

Castle-Industry

The winner is 

Wie lief es bei den beiden? 

Man sieht ziemlich schnell wer hier nach 10 Jahren die Nase vorn hat. Man muss zum Einen aber sagen, dass es sich hier natürlich um eine theoretische Rechnung handelt. Etwaige Steuerabzüge, Gebühren etc. sind hier nicht berücksichtigt. Dass ein eher antizyklisch angehauchter Investor aber im Schnitt mehr Rendite erzielt, halte ich aber schon für sehr wahrscheinlich. In dem Beispiel hier sind es rein von der Performance, ohne Dividenden, erstaunliche 57% mehr Rendite für Aktiv-Anton. Allerdings, muss man sagen, dass sich auch die Performance von Sparplan-Stefan nicht klein reden lässt. Auch er konnte sein Geld wachsen lassen und hat kein schlechtes Ergebnis geliefert. 

Allerdings..

Eine Sache stört mich sehr bei Sparplänen auf Einzelaktien. Die Idee hinter dem Sparplan ist ja auch die Langfristigkeit beim Halten der Werte. Aber wer sagt dir denn, dass das Unternehmen, welches du jetzt 5 Jahre bespart hast und es noch weiter vor hast, in weiteren 10 Jahren noch so gut ist wie heute? Oder ob es das Unternehmen bis dahin überhaupt noch gibt? Wenn man jetzt denkt “ ja gut, aber ohne Amazon und Google, dreht sich die Welt ja nicht mehr” dem stimme ich heute und im Augenblick zu. Aber das hat man auch über die Eisenbahn in den USA gedacht. Sie fährt immer noch, doch die einst bahnbrechenden, teilweise schon damals börsennotierten Unternehmen, sind heute kaum mehr geläufige Firmennamen. Also bist du gefangen in deinem Sparplan, zumindest die meisten - aber mir fällt jetzt auch keiner ein, der eine Stopp-Order bei seinen Aktien drin hat, die über einen Sparplan bespart werden. Das würde sich in den Ansichten auch etwas widersprechen, oder? 

Stell dir selbst eine Frage: 
Wie viele Unternehmen werden bespart? Ab wie viel Unternehmen würdest du sagen, du bist gut diversifiziert, über Branchen und Länder? Ich denke, da kann man ab 20 Unternehmen  darüber nachdenken, diese Frage zu bejahen. Wie hoch ist der Sparplan? Wenn du 100 Euro jeden Monat in 20 Aktien haust, hat man im Monat 5€ investiert. So kommt man doch nicht vom Fleck, das war zumindest damals mein Fazit, als ich mich mit Sparplänen ausprobiert habe. Darauf hin, hielt ich mich für besonders schlau und ließ die besparten Unternehmen, quartalsweise wechseln.

Damit kam ich nicht vom Fleck.

Keine Lösung, zumindest für mich nicht. Wenn ich die Sparraten, erst einmal bei Seite lege und dann die Unternehmen gezielt bei Schwäche kaufe, ist der Kauf konzentrierter und wenn es dann mal 3% höher geht, tut sich bei einem 200€ kauf je Position, mehr als wenn dort erst 70€ im Pott liegen durch die dauernd ausgeführten Sparpläne. Noch ein Punkt, den viele Sparplan Stefans nicht machen, ist es, eine Cash-Position zu halten. Dabei sind doch gerade deutlich Schwächen super, um mit meinem Sparplan für dieselbe Rate an Geld mehr Anteile zu bekommen, richtig? Wieso dann nicht etwas mehr reinbuttern? Wie gesagt, nach meinem Empfinden kommt man so nur schwer vom Fleck. Das Ganze ist sicher besser, als nichts zu tun, aber wenn man genau darüber nachdenkt, wäre hier ein ETF wohl sinnvoller. Du hast bei einem vernünftigen ETF mehr Positionen mit drin, bist also sogar noch breiter aufgestellt als mit 20 Unternehmen mit jeweils einem Sparplan. Um deine Emotionen brauchst du dir auch hier keine Waffel machen, du lässt den einfach stumpf ausführen oder hast sogar trotzdem noch die Möglichkeit eine Cashposition aufzubauen und deine Sparplanausführungen dadurch bei Marktschwäche zu erhöhen, ohne mehr sparen zu müssen. So handhabe ich es im Gemeinschaftsdepot. Jetzt könnte man argumentieren, mit einem ETF macht man aber auch nur den Marktdurchschnitt. Das ist richtig, aber machst man mit den Sparplänen mehr? Ich bezweifle das fast etwas. Dadurch, dass du über die Dauer der Sparplanausführung immer näher am statistischen Mittel kaufst, wirst du vom Markt vermutlich auch nur das Mittel wiederbekommen. Und es kommt dabei natürlich auch auf die Auswahl der Unternehmen an. Häufig sehe ich bei Instagram und co, wie Anleger dann in den Positionen die Top 5 des SP500 haben. Dann werde ich vermutlich auch ähnliche Indizes abliefern, was kein schlechtes Ergebnis ist, aber dann mit weniger Risiko durch mehr Diversifikation mit meinem Sparplan direkt auf den SP500, ebenso erreicht werden hätte können.

Fazit

Ich bin kein Fan von Sparplänen auf Einzelaktien, aber ich finde es immer noch besser als nichts tun. Dennoch sollte man sich genau überlegen, ob die Gelder dann nicht in einem vernünftigen ETF eventuell doch besser aufgehoben wären. Denn auch um Unternehmen für deinen Sparplan zu haben, musst du dich etwas tiefer mit ihnen auseinandersetzen. Dann kauf sie doch gleich bei Schwäche, in einem größeren Stil, wenn du von ihnen überzeugt bist. Ich habe beispielsweise Phasen, da kaufe ich monatelang nichts sondern horte mein Cash und warte auf günstige Gelegenheiten, die immer wieder kommen. Die Börse hat Zyklen, diese kann man nutzen. Mehr über zyklischen/antizyklisches handeln, kannst du HIER lesen. Aber im Grunde, musst du dich mit deiner Strategie wohlfühlen, ich denke wichtig ist, nur regelmäßig zu hinterfragen, ob es so Sinn macht und auf dein Investitionsziel ausgerichtet ist. 


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